02/07/2024 0 Kommentare
Die Auferstehungskirche im Wandel der Zeiten
Die Auferstehungskirche im Wandel der Zeiten
# Auferstehung
Die Auferstehungskirche im Wandel der Zeiten
Ich bin in die Jahre gekommen. Mit meinem einst hohen, schlanken Turm konnte ich vor 125 Jahren auf die vielen Nachbarkirchtürme schauen. Weg sind sie! – Das ist eine bewegende Geschichte.
Für eine arme Bevölkerung, die aus engen, schlechten Häusern zu mir kam, wurde ich auf einem ehemaligen Friedhof gebaut. Von der Auferstehung, der Botschaft Gottes wurde und wird in mir gepredigt und gebetet. Leider hat Größenwahn und Selbstüberschätzung die Menschen in und um mich herum in einen schlimmen Krieg geführt. Viele Tränen sind geflossen. Menschen, Häuser und mein Kindergarten wurden zerstört. Heiß, sehr heiß war das Feuer in mir! Der hohe Turm brannte weg, die Glocken waren längst zu leidbringenden Kanonenkugeln abgeholt worden, und meine bunte Ausstattung im Inneren wurde vernichtet.
Nach dem Krieg reparierten mich mutige Menschen. Aber lange schmerzten mich meine Wunden. Gott schenkt den Menschen Kraft und lässt sie immer wieder an die Auferstehung glauben. So konnten viele Häuser und der Kindergarten neu errichtet werden. Mein großer, schöner Friedhof liegt in einem anderen Stadtteil (in Weißensee, ehemals am Rande der Stadt). Die Menschen kommen gern zu mir. Leider sind in den vergangenen Jahren viele Pfarrer an schweren Krankheiten verstorben.
Jetzt dürfen kluge Frauen die frohe Botschaft Gottes verkündigen und tun das auch in meinen Räumen. Weil meine Wunden immer wieder bluteten, hat die Gemeinde für mich Hilfe geholt. Es wurde wieder ge- und umgebaut. Das „Umweltforum“ arbeitet mit seinen vielen Mitarbeiter/innen und Veranstaltungen neben der Kirchengemeinde in meinen Räumen. Dankbar sehe ich, dass immer wieder junge und ältere Menschen zu mir kommen. Es wird in den Räumen gebetet, gesungen, gelacht, gefeiert! Liebevoll wird das Blumenbeet vor mir gepflegt. Auch umweltbewusst angebautes Gemüse wird in meinen Räumen angeboten.
Aber auf einmal ist es sehr still. Meine Türen sind geschlossen. Ein schnell sich verbreitender Coronavirus zwingt viele Menschen, in ihren Häusern zu bleiben. Dort wurde und wird viel gebetet, mit dem Wunsch, dass die Menschen nicht erkranken und wieder zusammenkommen können.
Dankbar höre ich nun wieder Predigten, Orgelmusik, Andachten. Meine Türen stehen jetzt weit offen. So kann mein schon vor längerer Zeit vorgedachter 125. Geburtstag nachgeholt werden. Zusammen mit drei Pfarrerinnen und einem Pfarrer wird mit meiner größer werdenden Gemeinde im kommenden Jahr gefeiert und für alle Menschen, die nicht dabei sein können gebetet. Über Gottes Hilfe und Führung schaue ich dankbar auf alle Bewahrung und auf die vergangene und kommende Zeit. Gott ist bei uns! Mit Psalm 31,20 preisen wir: „Wie reich ist, Herr, deine Güte, die du denen zugedacht hast, die dich fürchten, die du denen bereitest hast, die sich bei dir bergen.
Von Jutta Kraeusel, Mitglied der Gemeinde Auferstehung und ehemalige GKR Vorsitzende (erstmals erschienen im Ostkreuz-Magazin Sept./Okt. 2020)
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